Indonesien - West Papua

 

Expedition Cenderawsih Bay West Papua
08.11 - 23.11.2013
Ein Reisebericht von Waltraud Binanzer.

Die sehr große Cenderawasih Bay im Norden West Papuas (Irian Jaya – Indonesien) ist seit 1 ½ Jahre ins Gespräch gekommen, weil dort Fischer, die auf großen aus Holz gebauten Pondonks kleine Fische fangen, diese in Netzen schwimmend im Wasser lebend aufbewahren und an Fischerboote weiterverkaufen. Dieses Prozedere hatte zur Folge, dass Walhaie auftauchten und sich das Lebendfutter wegschnappten. Irgendwann vor knapp zwei Jahren wurde diese Neuigkeit über Einheimische weitergegeben und dann fuhr das erste Schiff mit Tauchern in die Cenderawasih Bay und schaute sich das Spektakel an. Inzwischen wurden einige Törn bereits von mehreren Schiffen angeboten. So sind auch wir im November mit der Ocean Rover in dieses abgelegene Gebiet gefahren.
Man kommt von zwei möglichen Flughäfen dorthin: Biak oder Sorong. 

Wir sind die Tour gefahren von Biak – Cenderawasih Bay – Manokwari – Raja Ampat – Sorong. Unser GPS teilte uns am Ende der Reise mit, dass wir 1500 km zurückgelegt hatten in 12 Tagen. Von Biak dauerte es 3 Tage bis wir bei den Walhaien waren und haben zwischendurch Explorations-Dive gemacht, denn in diesem Gebiet sind die Tauchplätze noch nicht bekannt. Von den Walhaien Richtung Manokwari gibt es bereits von Burt Jones und Maurine Shimlock ein Buch „Diving Indonesia Birds Head Seascape“ ISDN Nr. 978/979/1173/18/6 über Amazon United Kingdom.
Hier werden Tauchplätze beschrieben aber ohne weitere GPS Angaben. Es gibt kleinere vorgelagerte Inseln wo wir auf den Rückweg auch Exploration-Dives gemacht haben, die durchweg akzeptabel waren. Nach der Bucht auf dem Weg Richtung Sorong ist freies Ozeangebiet und hier lohnt das Tauchen nicht, denn wir hatten zwei Tauchgänge mit Null-Sicht. Da wäre es besser gewesen einen Tag bis Raja Ampat durchzufahren.

Um in der Cenderawasih Bay oder irgendeinem anderen Platz Indonesiens tauchen zu dürfen bedarf es Genehmigungen, die vorher eingereicht und genehmigt werden müssen. Inzwischen liegt der Preis bei EUR 250,-- um bei den Walhaien tauchen zu dürfen. Aber auch bei jedem Tauchstopp auf dem Weg dauert es keine 15 Minuten und der Chef der Insel kommt mit seiner Familie im Einbaum zum Boot und will Papiere sehen. Das liegt daran, dass alle Naturresourcen auch den Papuas gehören. Und diese wollen etwas dafür haben. Ob es nun Benzin ist (was wir nicht gegeben haben, weil wir weite Fahrtstrecken hatten), Softdrinks, aber in der Regel Geld und da hat auch unser Guide das eine und andere Mal etwas gegeben. Aber sonst sieht man weit und breit kein anderes Boot in dieser entlegenen Gegend. Raja Ampat war hier dann wieder die Zivilisation mit einigen weiteren Tauchbooten und bekannten Plätzen wie der Mantaplatz.

Auch hier darf nur mit Plakette getaucht werden, die bei Zahlung der Nationalparkgebühren am Jacket befestigt werden muss. Aber zurück zu den Walhaien. Das Pontong Floss ist mit Seilen fest verankert und bei 48 Metern Tiefe war noch kein Grund zu sehen. Die Sicht ist akzeptabel. Wir tauchen versetzt, damit nicht zu viele Taucher auf einmal im Wasser sind. Zuerst waren 3 Walhaie da, dann wurden es mehr bis zu 6 Tieren in unterschiedlicher Größe von  6 bis 12 Metern. Und sie tauchen aus dem Nichts auf mit direktem Weg zum Futter, lassen sich von nichts und niemanden stören. Stehen senkrecht mit Kopf an Wasseroberfläche und lassen das Wasser ins Maul schnappen. Man kann sich mit der Kamera davor stellen und endlos Fotos machen. Aus dem Augenwinkel habe ich dann gesehen, dass ein zweites Tier zur Futterstelle kommt. Ich dachte mir noch er dreht zum Futter ab, aber bevor er das machte, habe ich erst mal einen Tritt mit dem Kopf bekommen, dass ich hier weggehen sollte, denn das ist „sein“ Revier. Einige der Tiere sind getackt (Sender), einige ohne!. Andere wiederum haben große Bisswunden von wahrscheinlich von anderen Hai-Attacken. Die Aktion findet statt auf einer Tiefe bis max. 15 Meter. Darunter tummeln sich ettliche Haie, die das auffressen, was hinabfällt. Man kann sich das Szenario nur schwer vorstellen: man schwebt im Wasser und ständig schwimmen die harmlossen Kolosse an einem vorbei. Drehen Runden, kommen zurück, verschwinden, neue kommen. Und das kann man sich dann geben an 3 Stunden pro Tag. Dann zurück am Boot kommen auch noch Walhaie an die Oberfläche, wenn man mit dem Wasser plantscht. Alles einfach FANTASTISCH und fast einmalig auf dieser Welt. Walhaie satt. Das alleine macht die Reise wert, die mit viel Fahrerei und zwischendurch mit unbekannten Tauchplätzen garniert auch seinen stolzen Preis hat.

Drei Wochen vor unserer Tour war die Ocean Rover ebenfalls dort mit Rolf Möltgen – dem bekannten UW Filmer (Berg der Haie – Cocos und viele andere Filme, die im WDR, Arte etc. schon gezeigt wurden), Oliver Jungbauer – ebenfalls Filmer, UW Fotograf Thomas Heckmann sowie Roberto und Daphne Klimmek.
Während unserer Tour hatte ich mir Gedanken gemacht warum die Walhaie genau dort sind. Bekannt ist, dass Walhaie weite Strecken zurücklegen (deshalb das Tacking) um festzustellen wie das Routing verläuft. Bekannt ist auch, dass man in Galapagos schon schwangere Walhaie gesichtet hat und auch ein Baby von 2, 5 Meter. Ansonsten werden Weibchen selten gesichtet, es sind eher nur Männchen. Wo sie sich paaren, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen, ist bisher nicht bekannt. Meine These -die ich an Bord dann laut von mir gegeben habe – es könnte ja auch die Canderawasih Bay sein (weit weg, kein Handelsschiffverkehr, eine sehr weite tiefe Bucht,  wenig Einheimische) wo sich vielleicht die Walhaie zur Paarung und Geburt ihrer Kinder treffen. Dies habe ich dann auch Roberto im Geschäft erzählt. Und er erzählte mir, dass er noch vor Rolf Möltgen im Wasser war und plötzlich ein 1,5 Meter Walhai Baby auftauchte und er mit diesem 10 Minuten allein tauchte. Das unterstützt meine Vermutung. Dann sollten sich schnell die Walhaiforscher auf den Weg machen...Die letzten Tage der Reise verbrachten wir in Raja Ampat bei bekannten Plätzen. Gesehen haben wir auf der Reise neben den Walhaien auch den Walking und Wobbegong Shark,
Pygmy Seepferdchen, Mantas, Schildkröten, Baramundi, Barakudas, Makrelen- und Schnapperschwärme, Rhinopia, Weichkorallen-und Hartkorallenlandschaften, Fledermausfische, Grau – und Schwarzspitzenhaie, Büffelkopfpapageienfische, zwei Wracks, Slippery Lobster, Langusten und eine große Vielfalt an Korallenfischen.

Text und Fotos: Waltraud Binanzer